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in Park und See

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Jürgen Körner

Gutes Tier – böser Mensch? Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung.

Der Autor öffnet den Blick auf die Mensch-Tier-Beziehung aus psychoanalytischer Sicht. Ausgelöst durch die Frage, was einen Menschen dazu bringt, Tiere mit allen Konsequenzen bis hin zur Urlaubsgestaltung oder einer veganen Ernährung zu lieben, lädt er den Leser bzw. die Leserin zunächst zu einem Blick in die Geschichte ein. Körner beleuchtet die unbewussten und bewussten Motive der Tierliebe, die sich erst im 19. Jahrhundert in der Zeit der deutschen Romantik entwickelt hat. Der Mensch konnte dank seiner kognitiven Fähigkeiten Mitleid empfinden, eigene unbewusste Wünsche nach Liebe und Anerkennung werden in das geliebte Tier projiziert, d.h. dem Tier zugeschrieben. Trotz der bedeutsamen Unterschiede zwischen Tier und Mensch – vor allem hinsichtlich des instinktgeleiteten Überlebenskampfes des Stärksten im Tierreich und der Fähigkeit zu solidarischer Gemeinschaft der Menschen – werden Tiere heute idealisiert und auf eine Stufe mit den Menschen gestellt. In der Tierrechtsbewegung werden Tiere sogar bis hin zur moralischen Überlegenheit idealisiert.

Körner schreibt klar und anschaulich ohne zu moralisieren. Der Leser bzw. die Leserin darf sich angesichts dieser tiefgründigen Analyse selbst ein Urteil bilden, wie die Tierliebe in der gegenwärtigen Form bewertet werden kann. Dieses Wissen kann durchaus helfen, die Lobby der Tierliebhaber und Tierliebhaberinnen besser zu verstehen. Es macht aber auch deutlich, wie wenig Dialogbereitschaft zu erwarten ist, wenn jemand sein Tier dem Menschen gleichstellt oder sogar als dem Menschen überlegen empfindet und wie weit er gehen kann, um die vermeintlichen Bedürfnisse des Tieres zu verteidigen.

Jürgen Körner, 2017: Gutes Tier – böser Mensch? Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung. Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen. ISBN 978-3-525-46275-1.

27.1.2019